Der Gaur (auch Indianischer Bison) ist das größte aller Wildrinder. Seladang ist der malaysische Name für diese Art. Die Färbung der Gaur ist dunkelbraun oder schwarz mit Läufen, die bis zu den Knien weiß sind. Auffallend an der Kopfform ist die breite, muldenförmige Vertiefung der Stirn sowie die abstehenden Ohren. Männchen und Weibchen zeichnen sich durch cremeweiße Knie und Unterschenkel aus. Ihre Hörner sind massiv und nach hinten gekrümmt und erreichen bei großen Bullen eine Länge von einem Meter. Auf dem Rücken der Männchen befindet sich ein muskulöser Grat und an der Kehle ein loser Hautlappen (Wamme). Männchen können bis zu 1000 kg wiegen, in seltenen Fällen auch mehr. Die Weibchen wiegen 750 kg. Die Kühe sind in der Regel damit wesentlich kleiner als die Stiere und haben eine sehr viel hellere, rötlichbraune Färbung.
Die Tiere leben in der Regel in kleinen Gruppen mit sechs bis acht Mitgliedern. Gaur sind reine Pflanzenfresser, die sich von Gräsern, Bambustrieben und jungen Trieben anderer Bäume und Büsche ernähren. Zum Weiden erscheinen die Tiere Morgens und Abends an Waldrändern und auf Lichtungen. Während der heißesten Zeit des Tages ruhen die Tiere wiederkäuend im kühlen Schatten der Bäume aus.
Gaur Steckbrief
- Klasse: Mammalia (Säugetiere)
- Ordnung: Artiodactyla (Paarhuftiere)
- Familie: Bovidae (Antilopen, Rinder, Büffel, Bison, Ziegen und Schafe)
- Gattung: Bos (eigentliche Rinder)
- Art: Bos gaurus
- Alternative Bezeichnung: Indian Bison, Indianischer Bison
- Verbreitung: Indien, Indochina und die Malaysische Halbinsel
- Lebensraum: Tropische Regenwälder und Waldland mit Lichtungen sowie die Savanne.
- Maße und Gewichte: Körperlänge: bis 330 cm
Schulterhöhe: 175 bis 195 cm
Hornlänge: bis zu 70 cm
Gewicht: bis zu 1000 kg - Fortpflanzung: Die Paarungszeit der Gaur ist von November bis April. Der männliche Gaur stößt dabei unverwechselbare Paarungsrufe aus, die durchaus in einer Entfernung von ein bis eineinhalb Kilometer noch zu hören sind. Nach einer Tragezeit von 270 bis 280 Tagen erblickt in der Regel ein Junges das Licht der Welt. Zwillingsgeburten kommen zwar vor, sind aber sehr selten. Der Nachwuchs wird während der ersten 9 Monate seines Lebens gesäugt. Fortpflanzungsfähig wird das Junge im Alter von etwa 3 Jahren.
Systematik des Gaur ab Familie
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Überordnung: Laurasiatheria
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria/Plazentalia)
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Stamm: Chordatiere (Chordata)
Äußerliche Merkmale von Gaur
Der Gaur ist ein eindrucksvoll gebautes Tier mit einer massiven Statur. Die Schulterhöhe kann bis zu 2 Meter erreichen, was ihn zum größten lebenden Wildrind macht. Männliche Gaurs sind deutlich schwerer als die Weibchen und können ein Gewicht von bis zu 1.500 kg erreichen. Die Körperfarbe variiert: Während ältere Männchen oft dunkelbraun oder fast schwarz erscheinen, haben Kühe und jüngere Tiere eine rötlich-braune Färbung mit einer helleren Unterseite.Ein markantes Merkmal des Gaurs ist die hohe Erhebung auf dem Kopf zwischen den Hörnern, die eine tiefere Kontur im oberen Teil des Kopfes schafft. Die Hörner selbst sind nach oben gebogen und können bis zu einem Meter lang werden. Der Rücken des Gaurs ist gewölbt, was ihm ein kraftvolles Aussehen verleiht. Die Beine sind stark gebaut mit weißen „Stiefeln“ an den unteren Gliedmaßen, was dem Tier ein auffälliges Erscheinungsbild verleiht.
Lebensraum und Herkunft
Der Gaur bewohnt hauptsächlich die tropischen Regenwälder Südasiens sowie die angrenzenden Bergregionen. Sein Lebensraum erstreckt sich über verschiedene Länder, darunter Indien, Myanmar, Thailand und Malaysia. Gaurs sind anpassungsfähig und können in unterschiedlichen Waldtypen leben, bevorzugen jedoch Gebiete mit reichlich Wasserquellen und üppiger Vegetation. Sie finden sich häufig in feuchten immergrünen Wäldern sowie in semi-evergreen Wäldern.In den letzten Jahrzehnten hat der Lebensraum des Gaurs durch Abholzung zur Landwirtschaft oder Urbanisierung erheblich abgenommen. Diese Veränderungen haben dazu geführt, dass viele Populationen isoliert wurden und ihre natürlichen Wanderwege eingeschränkt sind. Trotz dieser Herausforderungen gibt es noch einige Gebiete, in denen Gaurs relativ stabil leben können, insbesondere in geschützten Nationalparks.
Verhalten von Gaur
Gaurs sind soziale Tiere und leben in Herden, die üblicherweise aus mehreren Weibchen und einem oder mehreren Männchen bestehen. Diese Herdenstruktur kann sich je nach Jahreszeit ändern; während der Fortpflanzungszeit schließen sich zusätzliche Männchen an, um um die Weibchen zu konkurrieren. Die Herden werden oft von einem erfahrenen Weibchen geleitet – der sogenannten Matriarchin.Die Kommunikation innerhalb der Herde erfolgt durch verschiedene Lautäußerungen sowie durch Körpersprache. Männliche Gaurs geben während der Fortpflanzungszeit laute Rufe von sich, die über große Entfernungen hörbar sind. Diese Rufe dienen dazu, Weibchen anzulocken sowie Rivalen abzuschrecken. In Bezug auf ihre Ernährung sind Gaurs Pflanzenfresser und ernähren sich hauptsächlich von Gräsern sowie Blättern von Bäumen und Sträuchern.
Paarung und Brut
Die Fortpflanzung bei Gaurs erfolgt typischerweise während der Regenzeit, wenn ausreichend Nahrungsressourcen zur Verfügung stehen. Nach einer Tragzeit von etwa 270 bis 300 Tagen bringt das Weibchen meist ein Kalb zur Welt. Die Geburt erfolgt häufig im Schutz der Herde, wo das Kalb schnell aufstehen kann, um sich vor möglichen Raubtieren zu schützen.Die Aufzucht der Kälber erfolgt gemeinschaftlich innerhalb der Herde; andere Weibchen helfen oft bei der Betreuung des Nachwuchses. Kälber bleiben in den ersten Monaten eng bei ihrer Mutter und beginnen allmählich mit der Aufnahme fester Nahrung ab etwa zwei Monaten. Die Geschlechtsreife erreichen sie im Alter von etwa drei Jahren.
Gefährdung
Der Gaur wird von der IUCN als gefährdet eingestuft. Die Hauptbedrohungen für diese Art sind Habitatverlust durch Abholzung sowie Jagd für Fleisch oder Trophäen. In einigen Regionen hat die Population des Gaurs aufgrund dieser Faktoren dramatisch abgenommen – Schätzungen zufolge könnte sie in bestimmten Gebieten um mehr als 70 % gesunken sein.Schutzmaßnahmen wurden ergriffen: Gaurs sind in vielen Ländern gesetzlich geschützt, und ihre Lebensräume werden zunehmend durch Nationalparks gesichert. Dennoch bleibt es wichtig, nachhaltige Praktiken zu fördern und den Lebensraum dieser majestätischen Tiere zu erhalten.
Quellen
https://www.britannica.com/animal/gaur
https://www.worldlandtrust.org/species/mammals/gaur/
https://en.wikipedia.org/wiki/Gaur
https://www.thainationalparks.com/species/gaur