Die Lippfische, deren wissenschaftliche Bezeichnung Scaridae lautet, bilden eine Familie farbenprächtiger Meeresfische, die vor allem in tropischen und subtropischen Gewässern zu finden sind. Sie gehören zur Ordnung der Barschartigen Fische (Perciformes) und sind innerhalb des Reichs der Tiere im Stamm der Chordatiere und der Klasse der Strahlenflosser (Actinopterygii) einzuordnen. Ihre auffälligen Merkmale machen sie zu einem faszinierenden Studienobjekt für Meeresbiologen und zu beliebten Bewohnern tropischer Korallenriffe bei Tauchern.
Die charakteristischen „Lippen“ der Lippfische sind namensgebend und stehen im Zusammenhang mit ihrer speziellen Ernährungsweise. Viele Arten ernähren sich hauptsächlich von kleinen Wirbellosen und Algen, die sie mit ihren kräftigen Kiefern vom Substrat lösen. Eine besondere Rolle spielen sie beim Prozess der Bioerosion, indem sie beim Fressen von Algen auch Teile von Korallen und anderen kalkigen Untergründen abtragen, wodurch sie zur Umgestaltung und zum Nährstoffkreislauf in Riffsystemen beitragen.
Die Familie umfasst Dutzende von Gattungen und hunderte von Arten, die eine große Variabilität in Größe, Form und Farbmuster aufweisen. Diese Vielfältigkeit erklärt auch, warum Lippfische oft zu den attraktivsten und bunt gezeichneten Fischen der Riffe zählen. Ihre Farben können sich mit dem Lebensalter und dem Geschlecht verändern, was bei manchen Arten zu regelrechten Geschlechtsumwandlungen führt – ein Phänomen, das als sequenzielle Hermaphroditismus bekannt ist.
Die Fortpflanzung der Lippfische zeigt ebenfalls eine spannende Besonderheit. Viele Arten bilden sogenannte Harems, in denen ein dominanter Männchen über einen Schwarm von Weibchen wacht. Die komplexen Sozialstrukturen und die spezifischen Laichverhaltensweisen machen sie zu interessanten Objekten für Verhaltensforschungen. Als Bewohner der Riff-Gemeinschaften sind sie jedoch auch empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen, was sie zu wichtigen Indikatoren für die Gesundheit und den Zustand ihrer Lebensräume macht.
Lippfische Fakten
– Klasse: Actinopterygii (Strahlenflosser)
– Ordnung: Cypriniformes (Karpfenartige)
– Familie: Cyprinidae (Karpfenfische)
– Gattung: Scardinius
– Art: Scardinius erythrophthalmus (Rotfeder)
– Verbreitung: Europa und Asien; fehlt in Nordspanien und Skandinavien nördlich des Polarkreises
– Lebensraum: Stehende und langsam fließende Gewässer, Tieflandflüsse, Seen, Teiche
– Körpergröße: 15 bis 35 cm, selten bis zu 50 cm
– Gewicht: Bis etwa 2 kg
– Soziales Verhalten: Schwarmfisch; bildet oft Schulen mit anderen Weißfischen
– Fortpflanzung: Laichzeit im Frühjahr; Weibchen legen Tausende von Eiern in flachem Wasser ab, die an Wasserpflanzen haften
– Haltung: Beliebt in Teichwirtschaft und Anglersport; benötigt genügend Platz und geeignete Wasserqualität in Aquarien oder Teichen
Systematik Lippfische ab Familie
Äußerliche Merkmale von Lippfischen
Lippfische zeichnen sich durch ihre markanten, fleischigen Lippen aus, die für ihre Nahrungsaufnahme von Bedeutung sind. Diese Lippen ermöglichen es den Fischen, Algen und kleine Wirbellose von Oberflächen zu schaben. Die Farben und Muster der Lippfische variieren stark zwischen den Arten; viele sind lebhaft gefärbt, was sie in ihrem natürlichen Lebensraum hervorhebt. Diese Farbvielfalt ist oft mit dem Geschlecht oder dem Alter des Fisches verbunden, wobei viele Arten einen deutlichen Sexualdimorphismus aufweisen.Die Körperform der Lippfische ist meist langgestreckt und seitlich abgeflacht, was ihnen eine effiziente Fortbewegung im Wasser ermöglicht. Einige Arten haben eine zylinderförmige Gestalt, während andere hochrückig sind. Die Größe kann von wenigen Zentimetern bis zu über zwei Metern reichen, was sie zu einer der vielfältigsten Fischfamilien macht. Die Schuppen sind oft groß und cycloid, während das Seitenlinienorgan variabel ausgeprägt ist. Diese physikalischen Merkmale tragen zur Anpassung an unterschiedliche Lebensräume und Nahrungsquellen bei.
Lebensraum und Herkunft
Lippfische bewohnen vorwiegend tropische und subtropische Gewässer, insbesondere die Korallenriffe des Indopazifiks sowie des Atlantiks. Diese Riffe bieten nicht nur Schutz vor Raubtieren, sondern auch reichlich Nahrung in Form von Algen und kleinen Wirbellosen. Der Lebensraum dieser Fische ist entscheidend für ihr Überleben; sie benötigen klare, warme Gewässer mit einer Vielzahl von Lebensräumen wie Riffstrukturen, Seegraswiesen und felsigen Küsten.Die Herkunft der Lippfische lässt sich bis in die obere Kreidezeit zurückverfolgen. Fossile Funde belegen die lange Evolution dieser Familie, die sich an verschiedene ökologische Nischen angepasst hat. Die Entwicklung der Lippfische ist eng mit den Veränderungen in den marinen Ökosystemen verbunden. Durch ihre Rolle als Algenfresser tragen sie zur Stabilität der Riffökosysteme bei, indem sie das Wachstum von Algen regulieren und somit das Überleben anderer Riffbewohner unterstützen.
Verhalten von Lippfischen
Das Verhalten von Lippfischen ist vielfältig und hängt stark von der jeweiligen Art ab. Viele Lippfischarten sind territorial und verteidigen ihre Nahrungsgebiete gegen andere Fische. Dies führt häufig zu aggressiven Auseinandersetzungen zwischen Männchen derselben Art. In einigen Fällen zeigen sie komplexe soziale Strukturen, insbesondere während der Fortpflanzungszeit.Ein bemerkenswertes Verhalten vieler Lippfischarten ist das sogenannte „Putzen“. Dabei entfernen sie Parasiten von größeren Fischen, was eine symbiotische Beziehung zwischen den Arten schafft. Diese Putzerlippfische ziehen größere Fische an, die dann geduldig warten, während die Lippfische ihre Haut abtasten und reinigen. Dieses Verhalten fördert nicht nur die Gesundheit der größeren Fische, sondern bietet auch eine wichtige Nahrungsquelle für die Lippfische selbst.
Paarung und Brut
Die Fortpflanzung bei Lippfischen erfolgt meist durch ein System des protogynen Hermaphroditismus, bei dem viele Weibchen sich später in Männchen verwandeln können. Dies geschieht oft in Abhängigkeit von sozialen Bedingungen oder dem Geschlechterverhältnis innerhalb einer Population. Während der Fortpflanzungszeit versammeln sich Männchen um Weibchen und zeigen oft auffällige Farben oder Verhaltensweisen, um Partner anzulocken.Die Eier werden meist im Wasser freigesetzt; es gibt jedoch auch Arten, die Brutpflege zeigen. Männchen bauen Nester aus Algen oder Sand und verteidigen diese gegen andere Männchen sowie Raubtiere. Die Brutpflege kann variieren; einige Arten belüften die Eier oder schützen sie vor Gefahren bis zur Schlüpfzeit.
Gefährdung
Die Gefährdung von Lippfischen ist ein ernstes Problem aufgrund menschlicher Aktivitäten wie Überfischung und Zerstörung ihrer Lebensräume durch Umweltverschmutzung und Klimawandel. Viele Arten sind auf spezifische Lebensräume angewiesen, die durch menschliche Eingriffe bedroht werden. Die Zerstörung von Korallenriffen hat direkte Auswirkungen auf die Populationen dieser Fische.Einige Länder haben Schutzmaßnahmen ergriffen, um bestimmte Arten zu erhalten und ihre Lebensräume zu schützen. Dennoch bleibt es wichtig, internationale Anstrengungen zur Erhaltung dieser wichtigen Fischfamilie zu verstärken. Der Verlust ihrer Biodiversität könnte nicht nur das Überleben dieser Fische gefährden, sondern auch das gesamte Ökosystem der Korallenriffe destabilisieren.
Quellen
https://tspace.library.utoronto.ca/bitstream/1807/41315/1/sm11002.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Lippfische
https://www.fishbase.se/ComNames/CommonNameSearchList.php?CommonName=Lipfish