Zur Durchsetzung der von der WestLB finanzierten OCP-Ölpipeline wird in Ecuador Recht und Gesetz außer Kraft gesetzt. Das konnte der Leipziger Biologiestudent Bernhard Vogt hautnah erleben. Er absolviert zur Zeit ein Praktikum bei der ecuadorianischen Umweltstiftung Puntos Verdes, die gemeinsam mit Rettet den Regenwald ein Grundstück in dem ökologisch bedeutsamen Mindo-Nambillo Nebelwald erworben hat. Dieses Sperrgrundstück blockiert die von OCP geplante Trassenführung durch das wertvolle Naturschutzgebiet.
Aktueller Bericht von Bernhard Vogt aus Quito, Ecuador:
Am Samstag, dem 11. Mai, bin ich zusammen mit ca. 30 Personen (Ecologistas & Presse etc.)in die Berge von Guarumos aufgestiegen. Dort besitzen die Ecologistas (Fundacion „Por La Vida“ aus Mindo)mittlerweile ein Gebiet von 800 ha,das sie in in den letzten Wochen mit viel Mühe erworben haben! Bis man sich auf diesem privaten Gelände befand, wurden nur öffentliche Wege benutzt.
Trotzdem und trotz mitgebrachter Dokumente, die den Kauf und den Besitz des Geländes einwandfrei beweisen, gab es einige Schwierigkeiten und hitzige Diskussionen mit der Polizei und mit privaten Sicherheitskräften, die den Bau der OCP, einer Ölpipeline, regeln sollen. Doch man liess uns dann doch unwillig gewähren und gab uns den Zutritt zu „unserem“ Gelände frei.
Oben auf dem Bergrücken angekommen, machte die Presse ihre Arbeit und man errichtete ein notdürftiges Lager. Denn während die Presse, andere Besucher und der Grossteil der Aktivisten sich schon bald auf den Rückweg machten, blieben 8 Personen (Roberto Guallichico, Ivon Ramos, Alfredo Coral, Juan Pablo Barvasan, Wilfredo Vaca, Carlos Fiallas, ein 13 jähriger Jugendlicher und eben auch ich) zurück, um dort ein oder zwei Nächte zu verbringen. Der restliche Tag verlief ruhig und entspannt, so dass die Hauptbeschäftigung im Herrichten des Camps und im Kochen bestand. Nach Einbruch der Dunkelheit schlief man glücklich und zufrieden ein, wurde aber ebenso unsanft gegen ca. 2 Uhr wieder aus dem Schlaf gerissen.
Die Polizei holte uns mit gezückten Waffen und unsanften Worten aus unseren Schlafsäcken. Sie holte uns ohne Grund und ilegaler Weise von unserem eigenen Grund und Boden! Man erlaubte uns noch grosszügig unsere Sachen zusammenzupacken, bevor man uns abtransportierte. Was man uns vorwarf und wohin man uns bringen wollte, wurde uns mit keinem Wort gesagt. Nach einem kurzen Abstieg zu Fuss wurden wir schliesslich in Autos verfrachtet und über die alte Strasse zwischen Mindo und Quito nach Quito geschafft.
Dort ging es zu allererst in ein Hospital, wo wir einen gesundheitlichen Check (Drogen etc.) über uns ergehen lassen mussten. Danach wurde zumindest der uns begleitende Jugendliche auf freien Fuss gesetzt! Für uns ging die Odysee weiter, die im Gefängnis von Quito endete. Noch nicht hinter Gitter gesetzt warteten wir in einem Vorraum und harrten der Dinge – ohne je eine Anklage oder gar Verurteilung gehört zu haben.
Nach ca. 1 1/2 Stunden des ungewissen Wartens kam Bewegung in die gesamte unglaubliche, ilegale Geschichte: während die 5 Ecuadorianer nun endgültig, für zunächst einmal ungewisse Zeit und bis jetzt auch immer noch ohne Anklage oder Nennung eines Grundes hinter Gitter gesetzt wurden, wurde ich zur Deutschen Botschaft geschafft,um dort einen Akteneintrag oder so für mich zu veranlassen. Da aber am Sonntag, am Muttertag, niemand in der Deutschen Botschaft arbeitet, liess man mich unverrichteter Dinge auf freien Fuss – nicht ohne mich eindringlich vorzuwarnen, dass ich beim nächsten Versuch das (Privat-)Gelände von Guarumos zu betreten des Landes verwiesen werde. Auch dies ohne Nennung des Grundes oder der rechtlichen Hintergründe.
So weit der Stand der Dinge! Was mit meinen Freunden im Gefängnis geschehen wird, weiss ich derzeit noch nicht. Was ich aber weiss, ist, dass der Protest in Mindo, um Guarumos weitergehen wird und an Schärfe zunehmen wird.
In diesem Sinne:
Hatsta luego!
Bernhard Vogt
Nach einer Demonstration (ca. 100 Personen von verschiedenen Umweltorganisationen und diverse Studenten) am Montag (13.5.) Morgen vor dem Hauptgebäude der OCP in Quito, wurden am späten Nachmittag alle Inhaftierten wieder auf freien Fuss gesetzt. Der Vorwurf das Wegerecht der OCP verletzt zu haben konnte den Untersuchungen nicht standhalten. Somit ein insgesamt guter Tag (viel Presse) für uns und für das Recht in Ecuador! Der Kampf gegen die OCP wird indess weitergehen: am Freitag, dem 17. Mai wollen wir mit ca. 100 Personen (und erneutem Presseaufwand) wiederum Guarumos, unser Land, besteigen. Diesmal sollen alle Personen bis Sonntag auf dem Bergrücken ausharren.