Logo

So produziert „Du darfst“

(Quelle:Greenpeace) Garrel/Niedersachsen, 4.8.2001 – Seit Wochen ist es eng und unerträglich stickig im Putenstall der Firma Heidemark, dem zweitgrößten Putenmäster der Republik. Als Greenpeace-Aktivisten am Freitagmorgen das große Holztor des Stalls öffnen, stoßen sie auf mehrere tausend schlachtreife Tiere. Sie kauern mit ihrem verdrecktem Gefieder auf einer dicken Kotschicht, japsen nach Luft und warten auf ihr Ende – ihr Ende als „Du darfst“-Produkt.

Greenpeace startete am Freitag seine bundesweite Kampagne gegen die Massentierhaltung und benennt die Hauptversursacher der Misere: Lebensmittelhersteller wie Europas größten Nahrungsmittelkonzern Unilever und Fleischproduzenten wie Heidemark. Heidemark beliefert aus seinen über 100 Mastanlagen – mit bis zu 5.000 Tieren pro Stall – auch Fleisch für die „Du darfst“-Diätprodukte von Unilever. Die Heidemark-Puten in dem Stall in Garrel wurden vermutlich über mehrere Wochen mit antibiotkahaltigem Wasser getränkt. Das ergaben Greenpeace-Recherchen.

Antibiotika sind Stoffe zur Bekämpfung von Bakterien bei Mensch und Tier. In der Massentierhaltung werden sie in erster Linie eingesetzt, weil die Tiere auf engstem Raum eingepfercht sind und dadurch ein großer Infektionsdruck herrscht. Schlechte Luft, Streß, Kannibalismus und unzureichende Hygiene sind der Nährboden für Infektionen der Atemwege und im Darm der Tiere. Die Krankheiten breiten sich unter diesen Bedingungen in Windeseile von einem Organismus auf den nächsten aus.

In Europa werden rund die Hälfte aller Antibiotika in der Massentierhaltung eingesetzt. Doch immer häufiger schlagen diese Medikamente nicht mehr an – weder beim Menschen, noch bei Huhn, Rind und Schwein. Vielmehr hat der jahrzehntelange Einsatz von Antibiotika bei Tieren ein großes Reservoir widerstandsfähiger Bakterien entstehen lassen, die über Milch und Fleisch auf den Menschen übergehen. Auf diese Weise werden manche dieser Stoffe als letzte Waffe im Kampf gegen bestimmte Infektionen des Menschen unwirksam.

Die Antibiotika-Problematik ist Ausdruck einer vielschichtigen Fehlentwicklung der industriellen Tierhaltung zum Schaden von Mensch, Tier und Umwelt. Die Lebensmittelproduzenten tragen daran einen gewichtigen Teil der Verantwortung. „Wir wollen, dass Unilever seine Produkte ohne Fleisch aus Massentierhaltung herstellt. Die Tiere müssen mehr Luft und Platz bekommen und dürfen weder Antibiotika noch genmanipuliertes Futter erhalten“, fordert Stephanie Töwe von Greenpeace.

Greenpeace setzt sich für eine naturnahe Landwirtschaft und für gesunde Lebensmittel ein. Die Organisation fordert deshalb ausreichend Luft, Licht und Platz für die Tiere, um ihnen arttypische Verhaltensweisen zu ermöglichen. Weiterhin sollten nur kranke Tiere gezielt mit Antibiotika behandelt werden. Die Antibiotika zur Beschleunigung der Mast müssen verboten werden.

„Du darfst wirbt mit fettarmen und angeblich gesunden Nahrungsmitteln unter dem Werbespruch ´Ich will so bleiben wie ich bin. Bei dieser Tierhaltung darf aber nichts so bleiben, wie es ist“, so Toewe.

Quelle: Greenpeace