Die Neunaugenartigen (Petromyzontiformes) sind eine uralte Gruppe aquatischer Wirbeltiere, die bereits vor etwa 500 Millionen Jahren in den Ozeanen existierten. Charakteristisch für diese Tiere ist der runde und saugnapfähnliche Mund, der mit hornartigen Zähnen versehen ist. Diese ermöglichen es den Neunaugen, sich an Fische anzusaugen und von deren Blut und Gewebe zu leben. Ihre Körper sind aalähnlich, was bedeutet, dass sie lang und schlängelnd sind, und sie besitzen keine typischen Kiefer oder Schuppen, wie man sie von vielen anderen Fischarten kennt.
Biologisch betrachtet gehören die Neunaugen zu den Kieferlosen (Agnatha), einer Untergruppe der Wirbeltiere, die sich deutlich von den meisten bekannten Fischen unterscheidet. Sie zeichnen sich durch ein knorpeliges Skelett aus und verfügen statt typischer Flossenknochen über eine Reihe von einfachen und unsegmentierten Flossenfalten. In ihrer Systematik stehen sie somit abseits der modernen Knochenfische und Knorpelfische.
Eine weitere Besonderheit der Neunaugenartigen ist ihr Lebenszyklus. Viele Arten sind anadrom, das bedeutet, sie verbringen den Großteil ihres Lebens im Meer, steigen jedoch zum Laichen flussaufwärts in Süßgewässer auf. In diesem Teil ihres Lebens pflanzen sie sich fort und legen ihre Eier in Kiesbetten ab, bevor die erwachsenen Tiere häufig sterben. Nach dem Schlüpfen verbringen die Larven, auch Querder genannt, mehrere Jahre im Sediment des Süßwassers, bevor sie zu ihrer adulten Form metamorphosieren und ins Meer zurückkehren.
Ökologisch gesehen füllen die Neunaugen in ihren natürlichen Lebensräumen eine spezifische Nischenrolle aus und können sowohl für Ökosysteme als auch die Fischerei von Bedeutung sein. In einigen Regionen werden sie kommerziell gefischt, sind jedoch aufgrund von Lebensraumveränderungen, Wasserverschmutzung und anderen anthropogenen Faktoren in manchen Gebieten bedroht oder bereits selten geworden. Umweltschutzmaßnahmen und Forschungen dienen dazu, die Populationen zu erhalten und die biologische Vielfalt der Gewässer zu sichern.
Neunaugenartige Fakten
- Klasse: Agnatha (Kieferlose)
- Ordnung: Petromyzontiformes (Neunaugenartige)
- Familie: Petromyzontidae (Echte Neunaugen)
- Gattung: Verschiedene (hängt von der spezifischen Art ab)
- Art: Es gibt verschiedene Arten, z.B. das Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) oder Meerneunauge (Petromyzon marinus)
- Verbreitung: Gemäßigte Regionen der nördlichen Hemisphäre
- Lebensraum: Süß- und Salzwasserhabitate, oft in fließendem Wasser während des Larvenstadiums
- Körpergröße: Je nach Art zwischen 13 und 100 cm Länge
- Gewicht: Variiert mit der Art; Flussneunauge kann bis zu 250 g schwer sein
- Soziales Verhalten: Einzelgängerisch außerhalb der Laichzeiten
- Fortpflanzung: Anadrome Wanderfische; legen Eier in Kiesbetten fließender Gewässer ab
- Haltung: In der Regel keine Aquarienhaltung; von Interesse für die wissenschaftliche Forschung
Systematik Neunaugenartige ab Familie
Äußerliche Merkmale von Neunaugenartigen
Neunaugenartige zeichnen sich durch ihren schlangenförmigen Körperbau aus, der keine Schuppen aufweist. Ihr Maul ist ringförmig und mit vielen hornartigen Zähnen ausgestattet, was ihnen ermöglicht, sich an den Körpern anderer Fische festzusaugen. Die erwachsenen Tiere besitzen zwei Augen, während die Larven augenlos sind und eine wurmähnliche Form haben. Diese Larven leben im Gewässergrund und filtern Nahrungspartikel aus dem Wasser.Die Hautfarbe variiert je nach Art und kann hellgrau bis grünlich sein, oft mit Flecken oder einer marmorierten Musterung. Die Flossen sind stark reduziert und erfüllen kaum noch ihre Funktion; die Fortbewegung erfolgt hauptsächlich durch schlängelnde Bewegungen des Körpers. Diese Anpassungen machen die Neunaugen zu effektiven Jägern in ihrem Lebensraum.
Lebensraum und Herkunft
Neunaugenartige sind vor allem in kalten und gemäßigten Gewässern anzutreffen. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Europa, Nordamerika sowie Teile von Australien und Neuseeland. Sie bevorzugen küstennahe Gewässer sowie Flüsse mit kühlem, sauerstoffreichem Wasser. In diesen Lebensräumen laichen sie in den Oberläufen von Bächen und benötigen kiesige Substrate für die Eiablage.Die Larvenphase kann mehrere Jahre dauern; während dieser Zeit leben die Querder im Sediment des Gewässerbodens. Nach dieser Phase wandern die erwachsenen Neunaugen ins Meer oder bleiben in Süßwassergebieten, um sich fortzupflanzen. Ihre Fähigkeit zur Anpassung an verschiedene Lebensräume hat ihnen geholfen, sich weltweit zu verbreiten.
Verhalten von Neunaugenartigen
Das Verhalten der Neunaugen ist stark an ihre parasitäre Lebensweise angepasst. Erwachsene Tiere wandern oft ins Meer, wo sie als Parasiten leben und sich an andere Fische heften. Sie nutzen ihr saugnäpfiges Maul, um Blut zu saugen und Fleischstücke abzuraspeln. Während dieser Zeit nehmen sie keine Nahrung mehr auf; ihr Darm bildet sich zurück, da sie nur zur Fortpflanzung zurück ins Süßwasser wandern.In ihrer Larvenphase sind Neunaugen Einzelgänger; sie vergraben sich im Sediment und filtern Mikroorganismen aus dem Wasser. Diese Lebensweise ermöglicht es ihnen, während ihrer langen Entwicklungszeit genügend Nährstoffe zu sammeln.
Paarung und Brut
Die Fortpflanzung der Neunaugen erfolgt typischerweise im Frühling. Die Männchen graben flache Laichgruben im Kiesbett von Flüssen oder Bächen, wo die Weibchen ihre Eier ablegen. Nach der Eiablage befruchten die Männchen die Eier sofort. Die Larven schlüpfen nach einigen Wochen und verbringen mehrere Jahre als Querder im Sediment.Nach der Metamorphose wandern die jungen Neunaugen ins Meer oder bleiben in Süßwassergebieten bis zur Geschlechtsreife. Während dieser Zeit entwickeln sie ihre charakteristischen Merkmale als adulte Tiere.
Gefährdung
Einige Arten der Neunaugen gelten als gefährdet aufgrund von Habitatverlust und Überfischung ihrer Beutefische. In Nordamerika haben sich Meerneunaugen als invasive Neozoen etabliert und bedrohen einheimische Fischbestände durch ihre parasitäre Ernährung. Maßnahmen zur Kontrolle dieser Populationen umfassen den Einsatz von speziellen Fallen und Giften.Um den Rückgang der natürlichen Bestände zu verhindern, sind Schutzmaßnahmen erforderlich, um geeignete Lebensräume zu erhalten und invasive Arten zu kontrollieren.
Quellen
Fischlexikon: https://www.fis
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Neunaugen
Simfisch.de: https://www.simfisch.de/neunaugen/